Die von EUNIC Berlin in Zusammenarbeit mit der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland organisierte Veranstaltungsreihe EuropaKultur – die die erfolgreiche Reihe Europa literarisch fort- und ersetzt – soll 2016-2017 unter dem Titel „Kontinent in Bewegung“ dazu dienen, die Vielfalt des angesprochen Themenkomplexes darzulegen. Die „Flüchtlingskrise“, die Europa gerade erlebt und die von den Medien oft dramatisiert wird, stellt unsere gesellschaftlichen und politischen Systeme vor neue Herausforderungen.

Allerdings sind Wanderungsprozesse in Europa nichts Neues. Im Gegenteil sind sie eine Konstante in der Geschichte des „alten Kontinents“. Das gilt auch für die Zeit der Moderne. Zwar sind nationale Ideologien zweifellos ein Kennzeichen dieser Epoche, so kann jedoch nicht vernachlässigt werden, dass gleichzeitig ausgedehnte Migrationsbewegungen stattfanden, die das gesellschaftliche Bild Europas tief verändert haben. Von den Auswanderungen nach Amerika bis zu den „Schwabenzügen“, von der Flucht der spanischen Juden und der Hugenotten bis hin zu den politischen Exilanten lässt sich durch die Jahrhunderte beobachten, wie Armut, religiöse Intoleranz und politische Repression Menschen vertrieben haben, die sich woanders – in und außerhalb Europas – ein besseres Leben erhofften.

Eine Auseinandersetzung mit dieser Problematik, die nicht an der Oberfläche der Tagespolitik bleiben, sondern einen Einblick in ihre kulturelle Dimension bieten will, kann diese Geschichte nicht ignorieren. Vielmehr geht es um eine gründliche Aufarbeitung eines Themas, das ohne eine fundierte historische Perspektivierung nur Emotionalisierungen erwecken kann. Denn Aus- und Einwanderer waren ja im Grunde alle Völker Europas.
Hauptkern der Veranstaltungen soll die Literatur bleiben. Statt aber eine/n Autor/in ins Zentrum zu rücken, soll hier die Form des grenzüberschreitenden Gesprächs bevorzugt werden: Zwischen Autoren unterschiedlicher Sprachen und Herkunft, zwischen Autoren und Künstlern, zwischen performativen und kritischen Ansätzen. Mehr denn je leben heute in Europa Autoren, die in einer Sprache schreiben, die nicht ihre Muttersprache ist, und in einem Land leben, das nicht ihr Herkunftsland ist. Solche Autorinnen und Autoren sollten in der Reihe miteinander und mit anderen Künstlern, Komponisten und Wissenschaftlern in Dialog treten.

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